Vom „Kleinen Chor“ zum großen Auftritt

Hartwig Schröder mag sich ein bisschen einsam vorgekommen sein, als er im Sommer 1998 als einziger Mann unter einem Dutzend Frauen im Nusslocher Kinderhaus Apfelbäumchen begann, zwanglos der Lust am gemeinsamen Singen zu frönen. Zwanzig Jahre später ist Hartwig Schröder immer noch dabei, als einer von immerhin acht Männern und zusammen mit knapp 25 Frauen. Und zur Belohnung für seine Treue durfte er als einziger eine Solopassage singen im Louis-Armstrong-Klassiker „What a wonderful world“. Ansonsten ist bei der „Stimmbande“ alles Teamarbeit, der oder die einzelne trägt im Sopran, Alt, Tenor oder Bass zum stimmigen Gesamtklangbild bei.

Aus dem „Kleinen Chor“, wie er anfangs hieß und der auf keinen Fall öffentlich auftreten wollte, ist inzwischen die gut 30-köpfige „Stimmbande“ geworden – eine kleine Erfolgsgeschichte für den freien Nusslocher Chor. Am Samstag stellte die fröhliche Truppe unter ihrem Leiter Michael Leibfried das Beste aus 20 Jahren Stimmbande in der Nusslocher Festhalle vor. 150 Freunde, Verwandte und Musikbegeisterte waren gekommen; und sie spendeten eifrig Beifall. Als Sabine Dumat-Gehrlein, die charmant und wortreich durchs Programm führte, das letzte Lied ankündigte – „I leave with a song“ , ging ein deutliches „Och, schade“ durchs Publikum.

Das Beste aus dem Repertoire der „Stimmbande“ lief unter dem Titel „Beziehungskisten“ und erwies sich als ebenso anspruchsvoll wie abwechslungsreich. Von deutschen Schlagern über internationale Standards bis hin zu anspruchsvollen Pop-Klassikern spannte der Chor den Bogen. Bestens begleitet von Ute Roth am Klavier, Frank Fessler am Schlagzeug und Boris Friedel am Bass sorgte der Chor mit Schlager-Klassikern wie „Ich hab am Anzug viele Taschen“, „Irgendwo auf der Welt“ und „Griechischer Wein“ von Anfang an für gute Stimmung. Es folgten internationale Evergreens wie „What a wonderful world“, „Scarborough Fair“ und „You light up my life“.

Nach der Pause wurde es dann richtig spannend: Der Chor führte erstmals den Rammstein-Hit „Engel“ in einer Chorfassung von Maybebop und ein Medley von „Manhattan Transfer“ auf. Das Urteil des Publikums: Versuch gelungen, starker Applaus nach jedem Lied. Mit viel Beifall bedacht wurde auch das Damen-Nonett, das kokett „Mr. Sandman“ sang, das Quartett der singenden Katzen und die ungewöhnliche Text-Performance „Sport-Mix“.

Chorleiter Michael Leibfried entließ die Besucher dann ans Büffet. Nicht ohne einen wichtigen Hinweis: Jede Frau und – ganz besonders – jeder Mann, der Lust am Singen ohne konfessionelle oder weltanschauliche Schranken hat, ist bei der „Stimmbande“ herzlich willkommen. Gesungen wird jeden Donnerstag um 20 Uhr im Musiksaal des Schülerhorts hinter der Schillerschule in Nussloch.

Peter Turi